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Umschuldung von Krediten

Umschuldung von Krediten

Einen oder sogar mehrere Kredite umzuschulden, heißt, sie durch ein einziges neues Darlehen zu ersetzen. Was auf den ersten Blick paradox und unsinnig erscheint, kann sehr viele Vorteile bieten, sowohl für den Schuldner als auch für seine Gläubiger. Allerdings ist ein überlegtes Vorgehen nötig, um den Sinn einer Umschuldung zu prüfen und das optimale Vorgehen zu erarbeiten. Wer sich das allein nicht zutraut, sollte sich Hilfe suchen, in schwierigen Fällen sogar bei einer professionellen Schuldnerberatung. Dafür gibt es in Deutschland mehr als tausend anerkannte Stellen. Nur bei gemeinnützigen Organisation wie etwa der Caritas ist die Beratung kostenlos.

Wann ist eine Umschuldung sinnvoll?

Zwei gute Gründe sprechen für eine Umschuldung: Am dringlichsten ist die Umschuldung, wenn das am Monatsende noch verfügbare Einkommen nicht reicht, um alle laufenden Verpflichtungen zu bedienen. In diesem Fall muss sehr schnell etwas geschehen. Auf keinen Fall sollten die Löcher in der Kasse mit immer neuen Schulden gestopft werden. Dieses Vorgehen führt zielsicher in die Überschuldung, vielleicht sogar in die Privatinsolvenz. Die Ablösung laufender Kredite durch ein Darlehen mit längerer Laufzeit vermindert die monatliche Belastung und sorgt für einen ausgeglichenen Haushalt, auch wenn es bis zur Schuldenfreiheit etwas länger dauert.

Der zweite Grund ist nicht ganz so dringend, kann aber für eine deutliche Entlastung des Budgets sorgen: Haben Sie die Möglichkeit, von günstigen Zinssätzen zu profitieren, sollten Sie die Umschuldung nicht auf die lange Bank schieben. Jeder Monat, in dem Sie zu teure Zinsen zahlen, bedeutet verlorenes Geld, das Sie nicht mehr zurückbekommen.

Ablösung mehrerer kleiner Kredite

Die Finanzkrise des Jahres 2007 wurde unter anderem verursacht durch ein massenhaftes Platzen fauler Kredite, das selbst große Banken in Schwierigkeiten brachte. Obwohl die gesetzlichen Vorschriften danach verschärft wurden und auch die Banken selbst die Hürden für eine Kreditvergabe erhöhten, ist es immer noch sehr leicht, an einen Verbraucherkredit zu kommen. Unzählige Angebote der Geldinstitute und des Handels werben damit, sich Wünsche zu erfüllen, auch wenn das Portemonnaie es eigentlich gar nicht zulässt. Kleinkredite, Käufe auf Raten, dazu das Plastikgeld in Form von Kredit- und Girokarte, Online-Zahlungen – da fällt es schwer, den Überblick zu behalten. Ein Verfügungsrahmen auf der Kreditkarte und der Dispositionskredit oder kurz Dispo auf dem Girokonto sind der Einstieg in die roten Zahlen. Wenn dann noch die Raten vom Elektronikmarkt, dem Möbelhaus, dem Autohändler oder der Bank abgebucht werden, ist der finanzielle Spielraum sehr rasch aufgebraucht oder bereits überschritten.

Mit einer Umschuldung erlangen Sie vor allem den Überblick über Ihre Finanzen zurück. Der Kontostand am Monatsende darf keine Überraschung sein. Wenn Sie Ihre Finanzen im Griff haben wollen, müssen Sie im Voraus wissen, was auf Ihrem Konto passieren wird. Bei vielen kleineren Verpflichtungen ist das zugegebenermaßen schwer. Das betrifft vor allem Teilzahlungskäufe. Solange Fernseher, Couch und Auto den Reiz des Neuen haben, werden sich die Käufer vielleicht daran erinnern, dass die Sachen noch nicht bezahlt sind und deshalb Ratenzahlungen anstehen. Nach einiger Zeit werden solche unangenehmen Pflichten aber verdrängt. Besser ist es, die vielen kleinen Raten durch eine Zahlung zu ersetzen, die naturgemäß etwas größer ausfällt, an die man sich deshalb aber auch ganz sicher erinnern wird. Genau dies wird mit der Umschuldung erreicht.

Dispo-Kredit mit normalem Kredit ablösen

Der Dispo ist der Lieblingskredit der Deutschen. Jeder fünfte Bankkunde überzieht sein Konto, im Schnitt um mehr als 1.000 Euro. In der Summe ergibt das Schulden von 12 Milliarden Euro, so die Statistik der Bundesbank. Die Banken spielen mit, denn der Dispo ist für sie eine höchst profitable Einnahmequelle. Ein bis drei Monatsgehälter Verfügungsrahmen werden bei regelmäßigem Geldeingang in der Regel eingeräumt. Für die Inanspruchnahme verlangen die Filialbanken auch in einer Phase niedriger Zinsen noch um die 10 % Jahreszins, bei Direktbanken ist es etwas weniger. Was für den einzelnen Kontoinhaber bei kurzer Laufzeit kaum ins Gewicht fällt, summiert sich auf mehr als eine Milliarde Euro Zinseinnahmen, auf die Banken und Sparkassen ungern verzichten. Eine Senkung der Zinsen um nur einen Prozentpunkt würde sie satte 100 Millionen Euro kosten, Jahr für Jahr.

Rechnen wir einmal nach: 1.000 Euro Minus auf dem Girokonto kosten etwa 8 Euro Zinsen im Monat. Die bequeme Lösung, ohne Papierkram einen Kredit zu erhalten, den man zudem flexibel nutzen kann zum Einlösen von Lastschriften, Tätigen von Überweisungen oder für Barabhebungen am Geldautomaten, mag vielen Kunden dieses Geld wert sein. Bleibt das Konto aber ein ganzes Jahr lang mit 1.000 Euro im Minus, sind es schon rund 100 Euro Zinsen, die die Haushaltskasse belasten. Ein Ratenkredit hätte mit einiger Sicherheit weniger als die Hälfte gekostet.

Viel schlimmer als das unnütz ausgegebene Geld ist das Risiko, bei überraschend auftretendem Geldbedarf wie Neuanschaffung eines defekten Haushaltsgeräts oder einer teuren Reparatur am Auto ohne die nötigen Mittel dazustehen, weil der Dispo-Rahmen bereits ausgeschöpft ist. Wer sich jetzt unter Zeitdruck nach einem Kredit umsehen muss, zahlt für dubiose Blitzkredite meistens drauf. Sie sollten es sich zur Angewohnheit machen, den Spielraum, den die Bank Ihnen auf dem Girokonto bietet, nur in wirklichen Notfällen zu nutzen. Das schafft Sicherheit und spart Zinsen. Ist das Konto trotzdem im Soll und kann nicht kurzfristig ausgeglichen werden, spätestens mit dem nächsten oder übernächsten Gehalt, ist die Umschuldung auf einen Ratenkredit die passende Lösung.

Umschuldung auf Kredit mit niedrigeren Zinsen

Nicht nur der Dispo ist teuer. Auch andere Kredite sind möglicherweise in der Vergangenheit zu Zinssätzen abgeschlossen worden, die heute nicht mehr marktgerecht sind. Besonders bei Immobilienfinanzierungen lohnt es sich, die Verträge von Zeit zu Zeit zu überprüfen. Hier geht es einerseits um sehr hohe Summen und andererseits auch um Laufzeiten, die mehrere Jahrzehnte betragen können. Im Bürgerlichen Gesetzbuch ist geregelt, dass eine Baufinanzierung zehn Jahre nach der letzten Auszahlung kostenfrei gekündigt werden kann. Die Kündigungsfrist beträgt sechs Monate. Hat der Darlehensnehmer gekündigt, kann er nach dieser Zeit seine Schulden also zurückzahlen, ohne dass die Bank eine sogenannte Vorfälligkeitsentschädigung für den entgangenen Zinsgewinn beanspruchen könnte. Auch wenn die Zinsbindung eines Immobiliendarlehens vor der vollständigen Tilgung endet, besteht ein Sonderkündigungsrecht.

Aber auch bei kleineren Ratenkrediten lohnt ein Vergleich zwischen den aktuell vereinbarten Zinsen und dem, was der Markt aktuell hergibt. Denn bereits seit Juni 2010 ist die Vorfälligkeitsentschädigung für Ratenkredite auf 1 % der Restschuld begrenzt. Das ist in der Verbraucherkreditrichtlinie der EU geregelt. Beträgt die Restlaufzeit weniger als ein Jahr, sind es sogar nur 0,5 %. Die Banken müssen sich an diese Vorschrift, die mittlerweile auch in Deutschland Gesetz ist, halten. Sie dürfen die Vorfälligkeitsentschädigung auch nicht einfach durch eine Bearbeitungsgebühr ersetzen. Für den Kreditnehmer sind das gute Nachrichten. Findet er einen Kredit, dessen Zinssatz mehr als einen Prozentpunkt niedriger liegt als seine bestehende Finanzierung, lohnt die Umschuldung, weil die Kosten des neuen Darlehens plus Vorfälligkeitsentschädigung immer noch günstiger sind als das, was er zur Zeit bezahlt.

Zinsentwicklung muss berücksichtigt werden

Mit einer Umschuldung werden die Kreditzinsen für die Laufzeit des neuen Vertrages festgeschrieben. Daher ist es wichtig, auch einmal einen Blick in die Zukunft zu riskieren und die Zinsentwicklung der nächsten Jahre abzuschätzen. Drei Szenarien sind theoretisch denkbar: steigende, gleichbleibende oder fallende Zinsen. Ist die Umschuldung aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten dringend nötig, haben Sie keine Wahl. Selbst wenn Sie von fallenden Zinsen ausgehen, können Sie darauf nicht warten. Ihre Gläubiger warten nämlich auch nicht, deshalb müssen Sie unabhängig von der prognostizierten Zinsentwicklung handeln.

Planen sie die Umschuldung, um von niedrigeren Zinsen des neuen Darlehens zu profitieren, wäre eine Aussicht auf fallende Zinsen ein guter Grund, noch abzuwarten. Bedenken Sie aber: Während der Zeit des Wartens zahlen Sie die alten, hohen Zinsen weiter. Ob ein künftiges Nachgeben der Zinsen das wettmachen wird, ist fraglich. Experten halten ein solches Szenario ohnehin für unwahrscheinlich. Die Talsohle bei den Zinsen scheint erreicht. Die Meinungen gehen zwar auseinander in der Frage, ob und wann ein Anstieg kommt und wie hoch dieser ausfallen könnte, aber vor diesem Hintergrund spricht nichts dagegen, eine Umschuldung jetzt anzugehen, in einer Zeit, in der die Finanzmärkte für Sparer nichts zu bieten haben, es aber gut mit den Schuldnern meinen.

3 So gehen Sie bei der Umschuldung richtig vor

Sie sind überzeugt, dass die Umschuldung der richtige Weg in eine finanziell stabile Zukunft ist? Dann geht es jetzt an die konkrete Umsetzung. Die nachfolgenden Punkte dienen als Checkliste, damit Sie nichts vergessen, nichts übersehen und vor allem nicht auf betrügerische Angebote hereinfallen. Leider lauern dort, wo Kreditbedarf gedeckt werden soll, auch die Kredithaie. Sie ziehen Profit aus der Notlage anderer Menschen, die am Ende noch weniger Geld haben als vor dem Versuch, ihre Finanzen zu ordnen. Zum Glück sind die schwarzen Schafe der Branche vergleichsweise selten und leicht zu entlarven.

Restschuld der bestehenden Kredite ermitteln

Die erste Aufgabe bei einer Umschuldung ist, die benötigte Darlehenssumme zu ermitteln. Sie ist wichtig, um im zweiten Schritt gezielt und mit konkreten Daten Angebote einholen zu können. Die Darlehenssumme sollte der Restschuld aller bestehenden Kredite entsprechen, die Sie im Rahmen der Umschuldung ablösen können bzw. wollen. Das bedeutet einige Recherche-Arbeit, aber lassen sie sich davon nicht abschrecken. Es ist wichtig, dass die neue Summe passt. Ist der neue Kredit zu gering, bleiben alte Schulden übrig, die nicht getilgt werden können. Der gewünschte Effekt einer besseren Übersicht und einer Entlastung bei den monatlichen Tilgungen geht verloren. Widerstehen Sie auf der anderen Seite auch der Versuchung, die Kreditsumme zu großzügig anzusetzen und sich auf diese Weise finanziellen Spielraum zu verschaffen. Das frische Geld verführt dazu, über seine Verhältnisse zu leben, während der Schuldenberg wächst und die Tilgung immer schwieriger wird. Rät Ihnen eine Bank oder ein Kreditvermittler zu einer überhöhten Kreditsumme, suchen Sie sich besser einen anderen Vertragspartner, denn das Ansinnen klingt unseriös.

Tabelle erstellen

Die Berechnung der Altschulden sollte zügig in einem Schritt durchgeführt werden. Kontostände können sich täglich ändern, spätestens nach dem nächsten Monatswechsel stimmt die Rechnung nicht mehr. Schreiben Sie deshalb nicht nur aktuelle Beträge auf, sondern möglichst auch eine Prognose für die nächsten vier Wochen. Verzögert sich die Recherche, haben Sie auch für den Folgemonat noch aktuelle Daten. Legen Sie eine Tabelle an und tragen Sie alle laufenden Kredite ein. Sehen Sie eine Zeile pro Kredit vor, und vergessen Sie dabei die Ratenkäufe nicht. Die Kontoauszüge der letzten Monate sind dabei eine gute Gedächtnisstütze. Denken Sie auch an jeweils eine Zeile für einen negativen Saldo auf einem oder mehreren Girokonten und aufgelaufene Zahlungen auf einer oder mehreren Kreditkarten, die noch nicht ausgeglichen sind.

Vorfälligkeitsentschädigung beachten

Im ersten Schritt gehört in diese Tabelle für jede Zeile die bestehende Restschuld, am besten aktuell und zumindest hochgerechnet für den Folgemonat. Ist für die vorzeitige Kündigung des jeweiligen Kredits durch Umschuldung eine Vorfälligkeitsentschädigung an die Bank zu erwarten, muss diese zu den eigentlichen Kreditschulden addiert werden. Diese Entschädigung wird sofort mit der Kündigung fällig und muss deswegen von der auszuzahlenden Summe des neuen Darlehens abgedeckt sein. Künftige Zinsen für die alten Kredite sind dagegen nicht relevant, weil sie nach einer Kündigung nicht mehr zu zahlen sind. Lassen Sie rechts in der Tabelle noch etwas Platz für weitere Spalten. Dort ergänzen Sie später weitere Informationen zu den bestehenden Krediten, zum Beispiel Zinssatz, Ratenhöhe und Restlaufzeit. Für den Anfang ist das zwar noch nicht nötig, aber wenn Sie die Unterlagen ohnehin herausgesucht haben, notieren Sie die Daten sofort und sparen sich später die Doppelarbeit.

Notfalls schriftlich anfragen

Bei Online-Krediten gibt es oft im Internet eine tagesaktuelle Übersicht zum Kontostand mit den offenen Forderungen. Ansonsten wird die Restschuld aus vorliegenden Unterlagen nicht immer deutlich, zum Beispiel weil ein Kontoauszug nur einmal im Jahr erstellt wird. Besuchen Sie Ihren Kreditsachbearbeiter bei der Bank oder rufen Sie dort an. Vielleicht bekommen Sie aus Datenschutzgründen am Telefon keine Auskunft, denn anrufen könnte ja jeder, ohne sich zu legitimieren. Notfalls müssen Sie auf eine schriftliche Auskunft warten. Ist die Tabelle vollständig, addieren Sie die aktuellen Schulden einschließlich Vorfälligkeitsentschädigungen, negativer Konto- und Kreditkartensalden. Die so ermittelte Summe ist der erforderliche neue Darlehensbetrag, den Sie möglichst günstig auftreiben sollten.

Kreditangebote einholen und vergleichen

Der einfachste Weg zum neuen Kredit führt über die großen Vergleichsportale im Internet. Allerdings ist dieser Weg nur bei mindestens mittlerer Bonität nutzbar. Wer keinen unbefristeten Arbeitsvertrag und damit kein regelmäßiges und sicheres Einkommen vorweisen kann, wird hier in aller Regel nicht fündig werden. Aber auch für diesen Personenkreis gibt es seriöse Kreditangebote – dazu später mehr.

Portale sind Vermittler

Über die Internet-Vergleiche lassen sich mehrerer hundert Kreditangebote in Sekundenschnelle vergleichen, viel mehr, als man persönlich oder telefonisch abfragen könnte. Aber die Portale sind keine Einrichtung des Verbraucherschutzes. Vielmehr handelt es sich um Vermittler, die gegen Provision arbeiten. Diese Tätigkeit ist in Deutschland erlaubnispflichtig und von einem Sachkundenachweis abhängig. Im Kleingedruckten sollte sich deswegen der Hinweis auf § 34c der Gewerbeordnung (GewO) finden. Dem Interessenten mit guter Bonität kann das letztendlich egal sein. Denn was hier vermittelt wird, ist für die Banken wünschenswertes Geschäft. Sie zahlen die Provision an den Vermittler, für den Kreditnehmer ist der Service kostenlos. Da die Portale mit unterschiedlichen Banken zusammenarbeiten, teilweise sogar Exklusivkonditionen erhalten, lohnt es, seinen Kreditwunsch auf mehreren Internetseiten einzugeben. Das ist schnell erledigt, die Anfragen sind zunächst unverbindlich und erzeugen deshalb auch keine negativen Schufa-Eintragungen.

Vermittler selbst zahlen

Die Kehrseite der Medaille: Wer nicht ins Schema passt, kann sich die Dateneingaben auf den Vergleichsseiten gleich sparen. Studenten und Auszubildende, Arbeitslose, Langzeitkranke, in der Regel auch Selbstständige, Freiberufler und Rentner sind nicht die Zielgruppen, die hier angesprochen werden. Auch für sie gibt es seriöse Kreditvermittler, nur dass die Provision dann nicht vom Kreditgeber, sondern vom Kreditnehmer kommt. Achten Sie beim Vertragsabschluss unbedingt darauf, dass Sie nur im Erfolgsfall zahlen müssen. Akzeptieren Sie keinesfalls Vorkosten, auch dann nicht, wenn sie als Downloadgebühren, Kosten für 0900-Hotlines, Zusendung von Antragsunterlagen oder einen Vertreterbesuch getarnt sind. Unterschreiben Sie auch nichts, das Sie zum Ersatz der Auslagen bei vergeblichen Bemühungen verpflichtet. Vermittler, die nicht nur das Blaue vom Himmel versprechen, sondern sich ernsthaft bemühen, werden solche Tricks gar nicht erst versuchen.

Alternative Privatkredit

Eine stark im Aufwind befindliche Möglichkeit der Kreditnahme ist Geld von Privatpersonen, das als sogenannter Peer to peer (P2P) Kredit im Internet angeboten wird. Die Idee dahinter ist, Kreditsuchende mit schlechten Chancen bei klassischen Banken zusammenzubringen mit Menschen, die Geld anlegen möchten und für einen höheren Zins auch mehr Risiko eingehen. Sie sind dabei nicht an gesetzliche oder interne Vergaberichtlinien gebunden. Der Privatkredit ist zwar nicht billiger als bei der Bank, und wie bei einem Vermittler fallen auch Gebühren für die Plattform an, aber ein privates Darlehen wird flexibler gewährt. Planen sie etwas Zeit ein, denn die Investoren streuen ihr Risiko und beteiligen sich nur mit kleinen Beträgen. Sie müssen also viele Geldgeber überzeugen, und der Kreditvertrag kommt nur zustande, wenn die gewünschte Summe vollständig gezeichnet ist.

Umschuldungsrechner und Kreditrechner nutzen

Da der Matheunterricht mit dem Thema Zinsrechnen bei den meisten Kreditinteressenten schon einige Zeit zurückliegen dürfte, sind Online-Rechner eine große Hilfe. Zwar stellen auch die bekannten Tabellenkalkulationen der Office-Programme entsprechende Formeln bereit, aber eine Eingabemaske im Internet ist eindeutig leichter zu bedienen. Kreditrechner sind insbesondere dafür geeignet, bei gegebener Kreditsumme und einem erwarteten Zinssatz auszurechnen, wie das Verhältnis aus Laufzeit und Monatsrate optimal gestaltet wird. Brauchen Sie zum Beispiel 10.000 Euro und können Sie die zu 6,5 % Jahreszins bekommen, dauert die Rückzahlung bei 300 Euro monatlicher Belastung etwas mehr als drei Jahre. Ist Ihnen das zu viel, ändern Sie einfach die Parameter im Kreditrechner und schauen, was sich ergibt. Bei 100 Euro Monatsrate beträgt die Tilgungszeit wegen des Zinseszins-Effekts schon mehr als zwölf Jahre. Zu lange? Dann geben Sie einfach den gewünschten Zeitraum vor. Wollen sie nach fünf Jahren schuldenfrei sein, kostet Sie das knapp 200 Euro im Monat. Der Kredit- oder Umschuldungsrechner zeigt auch die absoluten Kosten des Kredits in Euro über die gesamte Laufzeit an. Das ist eine wichtige Information für den nun folgenden Kreditvergleich.

Vergleich mit dem bestehenden Kredit

Ein nach Darlehenssumme, Laufzeit und Monatsrate passendes Angebot muss nun noch den Vergleich mit den alten Verpflichtungen bestehen. Dazu dient die Tabelle, die Sie zur Addition der benötigten neuen Kreditsumme erstellt haben. Falls noch nicht geschehen, ergänzen Sie die noch fehlenden Konditionen. Sind der Zinssatz der Umschuldung und die absoluten Kosten geringer als die Kosten der bestehenden Kredite? Oder ist die verringerte Monatsrate so wichtig bzw. attraktiv, dass sie den höheren Zins rechtfertigt? Eventuell ist es sinnvoll, nicht alle Kredite umzuschulden und zum Beispiel Null-Prozent-Finanzierungen mit geringen Raten weiterlaufen zu lassen. Die sollten aber im Haushaltsbuch notiert werden, damit die Belastung nicht in Vergessenheit gerät und das Konto zur Fälligkeit entsprechend Deckung aufweist.

Verhandlung mit dem bisherigen Kreditgeber

Scheuen Sie sich nicht, die Banken, bei denen Sie Schulden haben, mit dem Resultat Ihres Kreditvergleichs zu konfrontieren. Sind die Geldinstitute an Ihnen als Kunde interessiert, werden sie ein Angebot machen, das den Wünschen nach geringerer monatlicher Belastung oder niedrigerem Zins entgegenkommt. Wenn nicht, fällt der Abschied von dieser Bank sicher nicht schwer.

Altes Darlehen kündigen und ablösen

Sind die Verhandlungen mit bisherigen Kreditgebern ergebnislos, schließen Sie den neuen Kreditvertrag ab und kündigen Sie bestehende Verträge. Die Reihenfolge ist wichtig, denn nach der Kündigung wird Sie der bisherige Kreditgeber kurzfristig zur Zahlung der Restschuld und gegebenenfalls einer Vorfälligkeitsentschädigung auffordern. Das frische Geld muss zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung stehen. Achten Sie bei der Kündigung auf Formvorschriften. Textform, also zum Beispiel eine E-Mail, ist nicht immer zulässig. Ganz sicher gehen Sie mit einem eingeschriebenen Brief, der eigenhändig unterschrieben ist. Ein Dispokredit sollte aber nicht gekündigt werden, damit er als Notfallreserve weiter zur Verfügung steht. Hier reicht es, das Konto einfach auszugleichen. Dasselbe gilt für Kreditkartenschulden.

Kreditangebote vergleichen

Zu guter Letzt noch ein paar Tipps für den neuen Kreditvertrag. Die Angebote in- und ausländischer Banken oder von privaten Geldgebern unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich der Zinshöhe. Je nach persönlichen Anforderungen an die Umschuldung können auch andere Kriterien den Ausschlag für einen bestimmten Anbieter geben.

Dauer der Auszahlung

Manche Kredite werden als Blitzkredit, Sofortkredit und dergleichen beworben. Davon sollte sich der Kreditinteressent nicht zu sehr beeindrucken lassen. Auch bei ganz normalen Ratenkrediten geht die Prüfung heute sehr schnell vonstatten. Die Eingaben in den Vergleichsportalen werden automatisiert ausgewertet, eine Vorab-Entscheidung innerhalb von Minuten ist heute die Regel. Erst im zweiten Schritt, wenn ein konkreter Kreditantrag gestellt wird, sind Unterlagen einzureichen, die von einem Sachbearbeiter der Bank geprüft werden. Wer Zeit sparen will, hält Personalausweis, Arbeitsvertrag, Gehaltsabrechnungen und eventuell weitere Unterlagen über laufende Kredite und sonstige Kosten des Haushalts wie die Miete in elektronischer Form bereit. Statt eines Scans reicht auch Abfotografieren mit dem Smartphone. Einige Kreditgeber fragen nach einem Zugriff auf Ihr Girokonto im Online-Banking. Das setzt viel Vertrauen voraus, beschleunigt die Kreditprüfung aber ganz wesentlich.

Nach erfolgreicher Prüfung ist die Auszahlung selberkein wesentlicher Zeitfaktor. Seit Anfang 2018 gibt es in der EU die rechtlichen Grundlagen für Instant Payment, das sind Überweisungen in Sekundenschnelle. Immer mehr Banken unterstützen das Verfahren, aber auch ansonsten ist das Geld üblicherweise am nächsten Tag auf dem Konto. Etwas länger dauert es, wie bereits erwähnt, bei Privatkrediten, denn hier müssen Zusagen über die gewünschte Summe erst vollständig zusammengekommen sein, bevor das Geld fließt.

Höhe der Zinsen

Die Banken arbeiten durchweg mit bonitätsabhängigen Zinsen. Je besser die Zahlungsfähigkeit des Kreditnehmers eingeschätzt wird, je niedriger also das Ausfallrisiko ist, desto günstiger wird auch der angebotene Zins ausfallen. Bei Kreditvergleichen wird zwar oft der niedrigste mögliche Zins werblich herausgestellt, die Kreditgeber sind aber nach der Preisangabenverordnung verpflichtet, für den effektiven Jahreszins ein sogenanntes repräsentatives Beispiel zu nennen. Das ist der Zins, zu dem mindestens zwei Drittel der angesprochenen Kunden den Kreditvertrag tatsächlich abschließen konnten. Das repräsentative Beispiel ist ein guter Anhaltspunkt der zu erwartenden Kosten. Interessant ist auch eine Zinsspanne, die nicht nur den günstigsten, sondern auch den höchsten Zinssatz nennt.

Versteckte Gebühren

Nicht nur Kreditvermittler, auch die Banken kennen eine Reihe von Gebühren, die den Kredit verteuern. Bei Immobiliendarlehen sind Bereitstellungszinsen und Wertermittlungsgebühren üblich. Damit hat man bei einer Umschuldung aber nur zu tun, wenn eine Baufinanzierung gekündigt und umgeschuldet werden soll. Bei Ratenkrediten sind es eher Gebühren für Kontoführung und Kontoauszüge, die den Banken zusätzliches Geld bringen. Der Effektivzins nach der Preisangabenverordnung muss alle diese Kosten enthalten.

Ärgernis Restschuldversicherung

Versicherungen für Kreditraten existieren in zwei Formen: Zum einen sind es Risiko-Lebensversicherungen, die bei Tod des Versicherten die Restschuld begleichen. Die Versicherungssumme verringert sich während der Laufzeit entsprechend der Tilgung des Kredits. Zum anderen gibt es die Ratenschutzversicherung, die bei definierten Ereignissen wie Arbeitslosigkeit oder Krankheit die Raten für einen vereinbarten Zeitraum übernimmt. Grundsätzlich sind solche Versicherungen nicht unsinnig. Aber Kreditvermittler und Banken verkaufen die Produkte oft überteuert und im Fall der Ratenschutzversicherung auch mit sehr löchrigem Versicherungsumfang. So ist zum Beispiel Krankheit versichert, aber nicht die Berufsunfähigkeit, obwohl sie das deutlich wichtigere Risiko darstellt. Hinzu kommt, dass in vielen Fällen die Versicherungsbeiträge für die gesamte Laufzeit über mehrere Jahre der Darlehenssumme zugeschlagen werden, sodass dafür auch noch Zinsen zu zahlen sind. Besser ist, den Versicherungsschutz separat einzukaufen und zuvor verschiedene Angebote zu vergleichen.

Laufzeiten

Die Laufzeit des Umschuldungskredits muss unbedingt an der tragbaren monatlichen Belastung orientiert sein. Es stimmt zwar, dass Kredite mit kurzer Laufzeit durchweg billiger sind. Die Zinssätze sind geringer, weil das Ausfallrisiko über einen kürzeren Zeitraum mit größerer Sicherheit einzuschätzen ist. Zum anderen läuft die Tilgung schneller, die Zinsen sind nicht nur für weniger Monate zu zahlen, sondern auch noch von einer niedrigeren Restschuld. Das alles nützt aber nichts, wenn die Laufzeit so knapp gewählt ist, dass die monatliche Belastung den Darlehensnehmer überfordert und er am Monatsende sein Konto wieder überziehen muss.

Geforderte Sicherheiten

Da sich die Kreditkonditionen am Ausfallrisiko orientieren, können Sicherheiten den Zins erheblich senken. Es ist auch möglich, dass die Bank die Kreditgewährung bei zweifelhafter persönlicher Bonität auf jeden Fall an das Stellen von Sicherheiten knüpft, es also ohne Sicherheit gar kein Kreditangebot gibt. Sicherheiten können Sachwerte sein, insbesondere eine Immobilie, die den Kredit durch Grundschuld oder Hypothek absichert, aber auch ein Auto, ein Wertpapierdepot oder der klassische Pfandkredit gegen Hinterlegung von Wertsachen. Auch kapitalbildende Lebens- oder Rentenversicherungen eignen sich, wenn bereits ein Rückkaufswert mindestens in Höhe des Kreditwunschs angespart ist. In diesem speziellen Fall sollten auch Policendarlehen des Versicherers, also Vorauszahlungen auf die Ablaufleistung, in den Kreditvergleich einbezogen werden.

Selbstschuldnerische Bürgschaft

Sind keine Sachwerte verfügbar, kann ein Bürge dem Kreditvertrag beitreten. Seine persönliche Bonität ersetzt die des Schuldners. Er haftet allerdings regelmäßig selbstschuldnerisch, das bedeutet wie der Kreditnehmer. Er kann nicht verlangen, dass die Bank bei Zahlungsschwierigkeiten zunächst ihren eigentlichen Vertragspartner verklagt. Eine Bürgschaft ist also ein erhebliches Risiko und sollte nicht leichtfertig übernommen werden.

Fazit

Das Internet macht Kreditvergleiche leicht. Da bestehende Kreditverträge in der Regel kündbar sind und die Banken Vorfälligkeitsentschädigungen nur innerhalb gesetzlich definierter enger Grenzen verlangen dürfen, lohnt von Zeit zu Zeit ein Gegenüberstellen der damaligen mit den aktuellen Konditionen, gerade in einer Phase niedriger Zinsen. Je besser die persönliche Bonität oder die möglichen Sicherheiten, desto größer ist die Chance auf ein günstiges Angebot. Ein absolutes Muss ist der Kreditvergleich, wenn die Tilgung aktuell laufender Darlehen aufgrund eines gesunkenen Einkommens oder neuer Verpflichtungen nicht mehr zum monatlichen Budget passt. Aber auch wenn die Finanzlage auskömmlich ist, sollten Kreditkunden die kleine Mühe auf sich nehmen. Unter Umständen lassen sich einige hundert Euro im Jahr sparen, und das ist leicht verdientes Geld.

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